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Auswertung der beiden Foren zu "Ökumenische Gemeinde sein"

 

Ökumenische Gemeinde sein

Gemeindeforen St. Kamillus und Jona am 31.10.2021 und 26.11.2021

 

 

Wir sind aufgestanden und gehen aufeinander zu. Mit der Partnerschaftsvereinbarung vom 31.10. 2020 haben unsere Gemeinden Jona und St. Kamillus deutlich gemacht: Wir wollen zusammen- wachsen.

 

Zum ersten „Jubiläum“ der Vereinbarung haben in beiden Gemeinden parallel Gemeindeforen stattgefunden. Sie dienten dazu, mit möglichst vielen Gemeindegliedern über den Prozess des Zu- sammenwachsens ins Gespräch zu kommen. Fragen zum Stand der Entwicklung wie zu dessen wei-teren Perspektiven wurden erörtert.

 

Dabei nahmen Fragen zur jeweiligen Standortbestimmung bzw. zur konfessionellen Selbstvergewis- serung einen breiten Raum ein. Gleichsam organisch ergaben sich daraus die Fragen, die sich uns im Blick auf den Anderen, den zukünftigen Partner der „ökumenischen WG“ stellen.

 

Die Ergebnisse der Gemeindeforen haben wir hier für Sie zusammengefasst.

 

A. Was hat die Mitglieder der katholischen Gemeinde St. Kamillus (vormals St.Kamillus und Christi Himmelfahrt) in ihrem Katholisch-Sein geprägt? Was soll als ‚Reichtum‘ in das Gemeinsame einge- bracht werden und was sollte als ‚Eigenes‘ darin nach Möglichkeit bewahrt werden?

 

Im Zentrum steht das Erleben der Eucharistie sowie anderer Gottesdienstformate, die in ihrer Viel- falt geschätzt werden. In ihnen vollzieht sich Gemeinschaft immer wieder neu - eine Gemeinschaft ‚Gleichgesinnter‘, die dann auch außerhalb des Kirchenraums gelebt und gefeiert wird – und dies in zahlreichen (Unter-) Gruppierungen. Das besondere Engagement der Laien und Ehrenämtlern bei der Gestaltung des Gemeindelebens wie der Gottesdienste wird dabei besonders hervorgehoben.

 

Als prägend werden in diesem Zusammenhang nicht zuletzt auch die sicht- und hörbaren katholischen Spezifika erinnert: Rituale, Wallfahrten, Heiligenverehrung so wie konkret das Läuten der Glocken.

 

Als besonderes, weit in die Vergangenheit reichendes Kennzeichen der Gemeinde wird die Offenheit hervorgehoben: Offenheit und Toleranz in Glaubensfragen wie in der steten Weiterentwicklung verschiedener Gottesdienstformen. Dass sich damit auch eine ökumenische Zusammenarbeit vor Ort auf eine lange Tradition berufen kann, vermag nicht zu verwundern. Erfahrungen dieser Art und

die damit verbundene Haltung der Offenheit sind sicherlich gute Voraussetzungen für ein weiteres Zusammenwachsen mit der Jona-Gemeinde.

 

Während der reflektierende Blick auf das ‚Eigene‘ das Geworden-Sein herausstellt, ist mit dem Blick auf den ‚Anderen‘, d.h. den evangelischen Partner, zugleich auch das zukünftige ‚Zusammenleben und -wirken‘ mit ihm gemeint. Dass nach einer ‚katholischen‘ Selbstvergewisserung die Fragen an die evangelischen Partner besonders ‚differenz-sensibel‘ sind, versteht sich gleichsam von selbst.

 

Das stellt das Wissen um die je größere Gemeinsamkeit dabei aber keineswegs in den Hintergrund. Nach den generellen Fragen der katholischen Gemeindemitglieder nach Unterschieden und Ge- meinsamkeiten sind es die, die ein spezifisches evangelischen Selbstverständnis kennzeichnen: Dasals ‚irgendwie anders‘ wahrgenommene Gottesdienst-, Gemeinde-, Amts- und Kirchenverständnis möge im ökumenischen Dialog erläutert werden. Letztlich mündet dies in die Frage, wie der evan- gelische Christ, die evangelische Christin seinen/ihren Glauben in der Jona-Gemeinden lebt. Dass dies relevant im Blick auf das weitere Zusammenwachsen ist, verdeutlichen schließlich Fragen, die diesen Prozess näher fokussieren: Sind wir mit unserem konkreten ‚Katholisch-Sein‘ (s.o.) in der Jona Gemeinde wirklich willkommen? Gibt es ein Entgegen-Kommen? Wie wirkt es, wenn wir mit unseren katholischen Merkmalen bei den Evangelischen einziehen?

 

Insgesamt überwiegt in den katholischen Foren die Vorfreude auf den weiteren ökumenischen Weg, sprich: es artikuliert sich eine freudige Erwartung, die sich gleichsam auch aus dem Erleben und dem dann besser Verstehen des ‚anderen‘ speist. Dies in der Gewissheit, dass uns das Gemeinsame - das Bekenntnis zum Menschgewordenen Gott – miteinander trägt.

 

B. Was macht das Evangelisch-Sein bei Jona aus und soll als „Reichtum“ in das Gemeinsame einge- bracht werden? Und was sollte als Eigenes darin nach Möglichkeit bewahrt werden?

 

Als zentral wurden strukturelle Merkmale benannt: Offene, freundschaftliche Atmosphäre, keine Distanz zwischen Haupt- und Ehrenamtlichen, der als „demokratisch“ bezeichnete Aufbau der Kirche von der eigenständigen Ortsgemeinde her.

 

Und das Besondere beim Gottesdienst: leicht verstehbare Liturgie, gute Predigt, aktives Miteinan- der.

 

Für den Prozess des Zusammenwachsens wurden wesentliche Werte und Ziele formuliert: Offen- heit, Toleranz, Vertrauen, Verlässlichkeit, Respekt gegenüber dem Andern. Eine gleichberechtigte Partnerschaft, in der die das gemeinsamen Handeln tragende Gemeinde selbstständig bleibt und eine gute finanzielle Basis sicherstellt, die es ihr erlaubt langfristig verlässlich zu agieren. Sparsam dimensionierte gemeinsame Räume sollen gut genutzt und Synergien erschlossen werden, die Kos- tenteilung müsse fair geregelt sein. Deutlich war, dass Diskussions- und Kompromissbereitschaft nötig, aber eben fraglos auch möglich sind.

 

Eine Reihe interessierender Themen für Bildungsveranstaltungen wurde genannt (z.B. Amts- und Kirchenverständnis, Gemeinsamkeiten im Glauben, Abendmahl) und Ideen für gemeinsame Aktivitä- ten gesammelt (z.B. Ökumenische Gemeindewanderungen, Chorprojekte, Workshops und vieles mehr).

 

Im Jona-Forum überwiegt die Vorfreude auf den weiteren ökumenischen Weg und die Gewissheit, dass die Einheit der Kirche gar nicht erst herzustellen ist, sondern dass wir alle in Christus – ganz ungeachtet organisatorischer Vielfalt, die ja über evangelisch/katholisch weit hinausgeht - schon immer eins sind.