Gemeinsam mit Abt Aloysius Althaus aus der Benediktinerabtei
Königsmünster in Meschede, Propst Jürgen Schmidt und ca. 300 Gläubigen feierte Bischof Franz-Josef Overbeck den Freiluftgottesdienst zum Ludgerusfest am
Sonntag, 5. September, zu Ehren des Heiligen Ludgerus, der vor rund 1200 Jahren die frühere Abtei Werden und das Bistum Münster gründete.
Die Sonne scheint knapp über die Dachkante der Folkwang-Unversität, wärmt mit ihren spätsommerlichen Temperaturen die rund 200 Besucher auf dem ehemaligen Innenhof der Abtei.
Zwischen den Mauern hallen die Töne der Ludgerusfanfare, gespielt vom Werdener Blasorchester. Dann tragen Männer und Frauen den glänzenden Schrein des Heiligen Ludgerus auf den
Platz, stellen ihn auf ein Podest vor dem barocken Gebäude.
Immer wieder füllen die Gläubigen an diesem Sonntag den Hof mit kräftigem Gesang, sorgen trotz coronabedingtem Abstand und Maskenpflicht für ein Gemeinschaftsgefühl rund um die Essener Pfarrei.
Mit Bezug auf das Sonntagsevangelium, in dem Jesus einen Taubstummen heilt, setzte Abt Aloysius Althaus in seiner Predigt das Hören in den Mittelpunkt. Es führe
vom ich zum du, sei ein hervorragendes Gegenmittel gegen Egoismus und Ablenkung. „Wir alle sind oft stumm, wo wir uns zu unserem Glauben bekennen und Zeugnis ablegen sollten“, sagte Althaus. „Wir
sollten den Heiligen Ludgerus als Vorbild nehmen: Anderen Menschen mit offenem Blick begegnen, ihnen gute Worte zusprechen, Hände öffnen, statt Fäuste zu ballen, geben statt nur zu empfangen.“
Auch heute sei es wichtig, ein waches Ohr und ein bereites Herz zu haben, dem Anderen Aufmerksamkeit zu schenken.
Eine Solidarität, die auch Bischof Franz-Josef Overbeck in seinem Grußwort betonte. „Die Fähigkeit des Hörens ist nicht nur eine politische und gesellschaftsrelevante, sondern vor allem eine
religiöse und kulturelle“, sagte er. Er lobte die gelebte Solidarität der Menschen während der Hochwasser-Katastrophe in Deutschland, neben dem Leid habe es unendlich viel Hilfe
und Einsatz gegeben. Auch die aktuelle Lage in Afghanistan zog der Militärbischof als dringende Situation für mehr Solidarität heran. „Nur mit einem wachen Blick und gutem Hören kann Frieden
wachsen, unsere Kultur des Zusammenlebens bleibt auch in Zukunft eine hohe religiöse und kulturelle Herausforderung.“
Nach der Messe unter freiem Himmel wurde der Schrein des
Heiligen Ludgerus, der 799 das frühere Kloster Werden und 805 das Bistum Münster gründete, auch in diesem Jahr noch nicht wieder traditionell mit einer Prozession durch Werden getragen.
Begleitet von einem „Oh happy day“ des Blasorchesters, der Band und Sängern und Sängerinnen der Pfarreigemeinden trugen die Helfer den historischen Schrein wieder vom Innenhof der
Folkwang-Universität.
Bereits am Freitag und Samstag gab es rund um das Ludgerusfest einen ökumenischen Gottesdienst in der Basilika sowie eine Messe am Schrein des Heiligen. Gläubige
hatten dort den ganzen Tag über die Möglichkeit zu persönlichen Gebeten. Am Sonntagabend beendet um 18 Uhr eine Vesper mit den Essener Domsingknaben das Ludgerusfest. (lm)
Ludgerusfest wird seit 1128 gefeiert
Seit dem Jahr 1128 wird in Werden das Ludgerusfest gefeiert. Es geht auf Bernhard von Wevelinghoven, den 28. Abt der von Ludgerus gegründeten Benediktinerabtei
Werden, zurück. Aus Dankbarkeit für die Abwehr einer Hungersnot legte der Abt das Gelübde ab, die Gebeine des Friesen- und Sachsen-Missionars Liudger im Rahmen einer feierlichen Prozession
alljährlich durch den Ort tragen zu lassen.
Seit 1787 befinden sich die Gebeine in einem barocken Trageschrein. Die Silberbeschläge des mit Goldbrokat bespannten Schreins weisen mehrere bildliche Darstellungen auf. Sie zeigen den Heiligen und ersten Bischof von Münster, seine Gründung der Abtei Werden und eine Landschaft mit dem Gänse-Motiv.