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"Der Herr krönt das Jahr mit seinem Segen"

Foto: lou
Foto: lou

 

 

Liebe Schwestern und Brüder,

liebe Besucherinnen und Besucher unserer Basilika.

 

Die Krippe ist in die Mitte gerückt, genau in der Vierung aufgestellt, umgeben von der festlichen Atmosphäre des weihnachtlich geschmückten Chorraums. Ein ungewöhnliches Bild und ein überraschender Eindruck. 

 

Wer die Basilika betritt, sieht die Krippe schon von weitem und nähert sich ihr Schritt für Schritt - wie ein äußeres und inneres Zugehen auf das Geheimnis der Heiligen Nacht. Zwar mussten wir auf gemeinsame Gesänge und feierliche Gottesdienste verzichten, aber das Zentrum des Weihnachtsfestes ist geblieben, sogar besonders dargeboten: das Kind in der Krippe. Strahlend streckt es seine Hände entgegen, grüßt schon aus der Ferne und heißt alle willkommen: die Mütter und Väter mit ihren Kindern, die junge Frau, die einen schmerzhaften Verlust zu beklagen hat, den alten Mann, der mühsam die Krippe erreicht und sich davor tief verbeugt; nicht zu vergessen die Vielen, die in einem Foto festhalten wollen, was sie selber empfinden und vielleicht mit anderen teilen möchten.

 

 

Ein Jahr geht zu Ende, das uns viel Elend und Einschränkung beschert hat. Aber da, wo Abstand geboten war, ist auch Nähe gewachsen. Vielleicht mehr, als wir für möglich hielten - an Achtsamkeit und Aufmerksamkeit füreinander. Da, wo Bewährtes wegfiel, kam plötzlich Ungewöhnliches zum Vorschein, in der Weise, wie wir in Kontakt blieben und den Austausch pflegten. Da, wo viele ihre eigenen Grenzen spürten, sprachen sie von Gott und hofften auf seinen Beistand. Vielleicht ist lange nicht so viel gebetet und so oft eine Kirche besucht worden. Vielleicht ist selten so viel Liebe geschenkt und Leben geteilt worden, in handgeschriebenen 

Briefen und sorgsam ausgewählten Grußkarten, in verschickten Paketen und aufmerksamen Telefonaten, in kleinen Gesten des Trostes und des Zuspruchs. Sorgen wir dafür, dass uns all das nicht verloren geht und aus den Händen gleitet! Die Welt wird nach dem Ende der Pandemie eine andere sein. Es liegt auch an uns, ob sie eine bessere sein wird. 

 

„Der Herr krönt das Jahr mit seinem Segen“ – heißt es in einem alten Liedruf. Diesen Segen wünsche ich Ihnen zum krönenden Abschluss des alten Jahres. Zum Auftakt des neuen Jahres sind Sie eingeladen, vor dem Kind in der Krippe Ihre Sorgen abzulegen und neu aufzutanken, sich beschenken zu lassen mit Hoffnung und Zuversicht für die kommende Zeit. 

 

Ihnen und Ihren Familien und allen, die zu Ihnen gehören und denen Sie in diesen Tagen begegnen, wünsche ich ein gutes, gesundes und gesegnetes Jahr 2021.

 

Jürgen Schmidt

Propst